Erste Eindrücke: Praktikant Timo Riebel berichtet über seine Erfahrungen in einem Gemeinschaftsgarten in São Paulo
Heute habe ich dem Gemeinschaftsgärtner José Aparecido Cândido Vieira in seinem Garten Jardim Imperador I bei der täglichen Arbeit geholfen und interessante Einblicke in die urbane Landwirtschaft erhalten.
José ist 67 Jahre alt. Seit 2013 ist er Projektteilnehmer des Projekts Gemeinschaftsgärten. Zuvor arbeitete er im Stadtzentrum. Von morgens 06:00 bis abends 20:00 Uhr war er damals unterwegs und bekam für seinen Job im Elektronikbereich nicht viel mehr als einen Mindestlohn. Das anstrengende tägliche Pendeln, sein geringer Verdienst, die hohen Lebenshaltungskosten in der Megacity São Paulo und die geringe Lebensqualität waren eine große Belastung für José und seine Familie.
Heute ist der Gemeinschaftsgärtner sehr zufrieden. Die Arbeit im Garten erfüllt ihn. Zudem ist er seiner Familie wieder nah, denn auch seine Mutter (87) und seine Ehefrau helfen ihm bei der täglichen Arbeit.
Alle waren sehr freundlich, haben mir vieles erklärt und mich mit einem guten, selbst gekochten Mittagessen und einen überraschend schwer im Magen liegenden, aber leckeren Tapioka-Drink verwöhnt.
Der Garten ist sehr gut organisiert und gepflegt. Täglich wird er gründlich bearbeitet. Neben Salat, Koriander, Petersilie und weiterem Blattgemüse baut die Familie auch vereinzelt Früchte wie Maracujas, Bananen und Limonen an. Alle Erzeugnisse werden direkt vor Ort verkauft.
In den Stunden, in denen ich im Garten war, kamen mehrere Kunden vorbei. Eine von ihnen war Suely, eine Ärztin, die in der Umgebung arbeitet und ihr Gemüse fast ausschließlich bei José kauft. Sie berichtete mir, dass es in São Paulo sehr schwer sei, organisch angebautes Gemüse zu finden. Außerdem sei sie davon überzeugt, dass die Qualität der in diesem urbanen Garten angebauten Produkte deutlich höher sei, als in Supermärkten.
Der Garten Jardim Imperador I ist ein gutes Beispiel dafür, wie STÄDTE OHNE HUNGER durch das Projekt Gemeinschaftsgärten Einkommen schafft, die Lebensqualität von Familien erhöht und gleichzeitig die lokale Bevölkerung mit frischen, pestizidfreien Lebensmitteln versorgt.
Timo Riebel wurde am 19.05.1996 in Bielefeld geboren. Er studiert Geographie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und befindet sich aktuell im dritten Semester. Timo ist insbesondere an den Themenbereichen Städtebau, Geomarketing und Ressourcenmanagement interessiert.
„Durch meine Freundin bin ich auf STÄDTE OHNE HUNGER gestoßen. Sie selbst war über Jonas Steinfeld, einen ihrer Bekannten, der bei STÄDTE OHNE HUNGER arbeitet, auf die Organisation aufmerksam geworden.
Daraufhin habe ich mir die Organisation mit ihren vier Projekten intensiver angeschaut und die Arbeit in den sozialen Medien mit Interesse verfolgt. Vor allem interessiere ich mich für das Schaffen von Agrarproduktionsstätten in einem der dichtesten urbanen Räume der Welt mit der Intention der Aufwertung von Lebensqualität der Bewohner der zona leste. Ich hoffe, in meinem Praktikum bei STÄDTE OHNE HUNGER einen guten Einblick in die Projekte zu bekommen und das Team so gut wie möglich zu unterstützen.“
Vom 06. bis 22.03.2017 arbeitete Timo Riebel mit den Landwirtschaftstechnikern von STÄDTE OHNE HUNGER in Gemeinschafts- und Schulgärten.