Über die Organisation
CIDADES SEM FOME (STÄDTE OHNE HUNGER) ist eine Nichtregierungsorganisation (NGO), die nachhaltige Agrarprojekte im urbanen und ländlichen Raum auf Basis ökologischer Landwirtschaft aufbaut.
Ziel ist es, Menschen in prekären Lebenssituationen in die Lage zu versetzen, durch die Projektteilnahme ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften und auf diese Weise finanziell unabhängig zu werden.
Gemeinschaftsgärten und Schulgärten werden auf ungenutzten öffentlichen und privaten Flächen innerhalb sozialer Brennpunkte geschaffen, um Bedürftige in Arbeit zu bringen und die Ernährungssituation von Kindern und Erwachsenen zu verbessern.
Das Kleinbauernprojekt in Rio Grande do Sul, das CIDADES SEM FOME im Jahr 2009 als drittes Projekt gestartet hat, soll Landwirten den Ausstieg aus der Monokulturbepflanzung ermöglichen und sie bei der Umstellung auf eine ökologische Bewirtschaftung unterstützen.
CIDADES SEM FOME wurde im Jahr 2004 von Hans Dieter Temp, Betriebswirt und Techniker für Landwirtschaft und Umweltpolitik, in São Paulo gegründet. Im Jahr 2013 wurde Temp durch die Organisation Ashoka mit dem Titel Social Entrepreneur “Changemaker” ausgezeichnet. Ende 2016 wurde er zudem durch die renommierte Initiative Trip Transformadores als Trip Transformador, als Persönlichkeit, die für gesellschaftliche Veränderung steht, geehrt.
Nationale und internationale Auszeichnungen
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Über Partner & Unterstützer
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CIDADES SEM FOME: „Bürgergesellschaft von öffentlichem Interesse“
CIDADES SEM FOME eingetragen in São Paulo, wurde am 23. Januar 2013 vom Ministério da Justiça do Brasil, dem Ministerium für Justiz in Brasilien, als Organização da Sociedade Civil de Interesse Público (OSCIP), als „Bürgergesellschaft von öffentlichem Interesse“ anerkannt.
Urkunde des Ministério da Justiça do Brasil (PDF)
Über Hans Dieter Temp
Sozialunternehmer mit deutschen Wurzeln
Hans Dieter Temp wurde am 04.11.1964 in São Borja in Rio Grande do Sul geboren. Aufgewachsen ist er in der Kleinstadt Agudo im gleichen Bundesstaat.
Mütterlicher- wie väterlicherseits stammt Temp von deutschen Einwanderern ab. Friedrich Temp, sein Urgroßvater väterlicherseits, war 1886 als Kleinkind mit seinen Eltern aus dem damaligen Westpreußen nach Brasilien gekommen. Die Urgroßmutter war aus Österreich eingewandert.
Auf mütterlicher Seite geschah die Einwanderung eine Generation später. Alwine Winter, Temps aus Metzingen/Neuhausen stammende Großmutter, wanderte, ebenso wie der in Düsseldorf geborene Großvater, Alfred Fette, in den 1920-er Jahren nach Brasilien aus.
Die Familien waren in ihren deutschen Traditionen und der deutschen Sprache verwurzelt. Während Friedrich, der gerade zwei Jahr alt war, als er nach Brasilien kam, besser Portugiesisch als Deutsch sprach, verhielt es sich bei Alwine, Temps Großmutter, anders. Sie war in der deutschen Sprache zuhause, Portugiesisch sprach sie zeitlebens kaum.
Temps Eltern, Ingrid Irmgard Fette und Guido Otmar Temp, beherrschten beide Sprachen, wobei die Mutter deutlich besser deutsch sprach als der Vater.
Beide Familien waren in der Landwirtschaft aktiv, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Während Friedrich, der Urgroßvater, hauptberuflich in der Landwirtschaft tätig war, führten Alwine und Alfred, der Bilderrahmer war, ihren Hof, auf dem Obstbäume und etwas Gemüse angepflanzt waren, nur nebenberuflich.
Guido Otmar Temp, der Vater von Hans Dieter Temp, der den elterlichen Hof übernommen hatte, baute das 7,7 Hektar große Anwesen zu einem landwirtschaftlichen Betrieb aus, der später an Sohn Victor Claus übertragen wurde.
Rüdiger Temp, der jüngere Bruder von Hans Dieter, übernahm vor sechs Jahren den urgroßväterlichen Hof und baut dort in erster Linie Gemüse, vorwiegend Maniok, an.
Hans Dieter Temp wiederum erbte ein Grundstück und ein Haus in Agudo. Doch es zog den jungen Mann in die Ferne. Er ging nach Rio de Janeiro, wo er von 1985 bis 1988 Betriebswirtschaft studierte. Auch sein Berufsleben begann er in der Stadt am Zuckerhut, in der er bis 1992 blieb.
Im Jahr 1993 reiste Temp erstmalig nach Deutschland. Zusammen mit seiner Mutter wollte er das Land seiner Vorfahren kennen lernen, wollte seine Sprachkenntnisse vertiefen und mehr über die deutsche Kultur erfahren.
Besonders beeindruckt hat den knapp 30-Jährigen die deutsche ökologisch ausgerichtete Landwirtschaft. Für Temp, der sich bereits seit seiner Kindheit für den Amazonas interessierte und sich schon länger mit dem Gedanken trug, im Umweltbereich zu arbeiten, ergab sich vor Ort die Chance, eine zweijährige Ausbildung zum Landwirt auf dem Sophienhof von Peter Bosch in Tübingen zu absolvieren. Von 1993 bis 1995 lernte er auf dem Hof, der auf Obst- und Getreideanbau und Milchproduktion spezialisiert war, viel über ökologische Landwirtschaft.
Zur Vertiefung belegte Temp im Anschluss einen knapp achtmonatigen umweltpolitischen Kurs, den er im Jahr 1996 beendete.
Im gleichen Jahr kehrte Temp nach Brasilien zurück. Dort sammelte er im SOS-Kinderdorf Poá, unweit der Megacity São Paulo, erste Berufserfahrungen im Sozialbereich.
Zwei Jahre war er für die Organisation tätig, bis er im Jahr 2000 in die Stadtverwaltung von São Paulo wechselte. Als Manager unterstützte er dort den Aufbau der Secretaria de Relações Internacionais da Prefeitura de São Paulo, des Büros für Internationale Beziehungen der Stadtverwaltung São Paulo, und war als administrativer Koordinator und im Bereich Finanzen tätig.
„Im Rahmen meiner Arbeit als Projektkoordinator der Stadtverwaltung São Paulo wurde mir irgendwann deutlich, dass zu viel Kraft und Arbeit für Verwaltungs- und Administrationsaufgaben vergeudet werden. Die eigentlichen Probleme der Menschen vor Ort in den Stadtbezirken können nur unzureichend in Angriff genommen werden, da der Stadtverwaltung die Verantwortlichen und den Betroffenen draußen vielfach die grundlegenden Voraussetzungen dafür fehlen“, stellt Temp fest.
„Es wurde mir zu einem Anliegen, diese Lücke zu schließen und als Koordinator und Quartiers- beziehungsweise Vernetzungsarbeiter vor Ort präsent zu sein“, führt Temp aus. So begann er im Dezember 2003 mit dem Gründungsprozess der Organisation CIDADES SEM FOME und beendete im Jahr 2004 seine Tätigkeit für die Stadtverwaltung.
In der Folge absolvierte Temp mehrere Spezialisierungskurse im Dritten Sektor: An der renommierten Fundação Getúlio Vargas in São Paulo belegte er einen Kurs für Sozialarbeiter und Manager von Projekten zur Erwirtschaftung von Einkommen.
Ein Seminar zu Methoden des Projektmanagements absolvierte er bei der Japan International Cooperation Agency (JICA) in São Paulo und bei der BrazilFoundation besuchte er einen Lehrgang zum Projektmanagement von Sozialprojekten.
Mehr über die deutsche Einwanderung nach Südbrasilien erfahren Sie hier.