Der STÄDTE OHNE HUNGER-Beirat
Der Beirat berät den Vorstand des Fördervereins STÄDTE OHNE HUNGER Deutschland e. V. unabhängig und ehrenamtlich. Dem Beirat gehören aktuell fünf Mitglieder aus unterschiedlichen Bereichen und mit verschiedenem Hintergrund an.
Thiago Soares Barbizan
Senior Consultant, European Services bei Wavestone
Der Brasilianer Thiago Soares Barbizan spezialisierte sich beruflich auf nachhaltige Stadtentwicklung. In Brasilien arbeitete er im Sekretariat für Wohnungswesen der Stadtverwaltung von São Paulo (SEHAB). Für die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) war Barbizan in Kairo und Gizeh tätig. Von Januar 2018 bis Dezember 2019 trug Barbizan als Food Systems Officer für ICLEI – Local Governments for Sustainability im World Secretariat in Bonn maßgeblich zu der ICLEI-Agenda für städtisch-regionale Ernährungssysteme sowie der Entwicklung des ICLEI-RUAF CITYFOOD Network bei. Seit März 2020 ist er Senior Consultant bei Wavestone in Luxemburg. In einer Welt, in der das Wissen um die Transformation der Schlüssel zum Erfolg ist, ist es die Mission von Wavestone, große Unternehmen und Organisationen bei ihren kritischsten Veränderungen zu unterstützen, mit dem Ziel, sie für alle Beteiligten positiv zu gestalten.
Barbizan studierte in Brasilien und Deutschland Architektur und Stadtplanung. Im Rahmen seiner Abschlussarbeit im Masterstudiengang Urban Management an der Technischen Universität Berlin zum Thema “Integrating urban and peri-urban agriculture into public policies to improve urban growth: São Paulo as a case study” (2011) analysierte Barbizan den Zusammenhang zwischen den politischen Rahmenbedingungen der Ernährungssicherheit in Brasilien/São Paulo und dem Entstehen der Projekte Gemeinschaftsgärten und Schulgärten der Organisation CIDADES SEM FOME.
„Die Arbeit der brasilianischen Organisation beweist, dass eine ganzheitliche Perspektive auf städtisch-regionale Ernährungssysteme praktisch umsetzbar ist. Die Projekte verbinden Gesundheit, Bildung, schaffen Arbeitsplätze und Einkommensmöglichkeiten und tragen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei“, erklärt Barbizan.
Im STÄDTE OHNE HUNGER-Konzept der urbanen Landwirtschaft sieht er ein großes Potential für nachhaltige Stadtentwicklung: „Neben ihren zahlreichen Vorteilen für die lokale Bevölkerung leisten die Gärten einen Beitrag zu internationalen Zielen der nachhaltigen Entwicklung wie den Sustainable Development Goals (SDGs) und der New Urban Agenda.“ Er betont: „Das erfolgreiche Konzept der Projekte der urbanen Landwirtschaft von CIDADES SEM FOME ist in jeder Stadt replizierbar, die ihr Ernährungssystem nachhaltiger und auch gegenüber klimatischen Veränderungen resilienter gestalten möchte“.
Barbizan unterstützt die Entwicklung und Vernetzung der Organisation international durch sein umfangreiches berufliches und akademisches Netzwerk rund um das Thema nachhaltige Ernährungssysteme.
Dirk van den Berg
Mitglied des Vorstands der Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft AG
Dirk van den Berg ist Mitglied des Vorstands der Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft AG, dem Family Office der Sparkassen-Finanzgruppe. Er verfügt über 30 Jahre Erfahrung in der Beratung und Betreuung von Unternehmerfamilien. Van den Berg hat Studiengänge der Betriebs- und Finanzökonomie in Zürich und Oestrich- Winkel erfolgreich abgeschlossen und ist Certified Financial Planner, CFP®. Daneben ist er ausgebildeter Stiftungsberater (FSFM), Testamentsvollstrecker (EBS), Private Equity Advisor (PFI) und Private Real Estate Manager (EBS).
Im Rahmen dieser Tätigkeit und der verschiedenen Ausbildungen kam Dirk van den Berg immer wieder mit sehr inspirierenden Unternehmerinnen und Unternehmern zusammen, die sich häufig auch philanthropisch engagieren. „Einer davon ist Thomas Hock, der mich mit seinem Engagement und seiner Menschenliebe begeistert auf seine Reisen mitgenommen hat“, erklärt van den Berg.
„Als ich vor im Jahr 2013 Genival de Morais Farias im Rahmen eines Besuchs „seines“ Gartens kennenlernte, war ich von seiner Herzlichkeit und Wärme, seiner Leidenschaft für das, was er tat, sofort vereinnahmt. Der Gemeinschaftsgärtner war einer der Pioniere, die mir konkret die so erfolgreiche Umsetzung der Vision des STÄDTE OHNE HUNGER-Gründers Hans Dieter Temp zeigen konnte und dafür „brannte“, möglichst viele Nachahmer zu begeistern. Ich möchte gerne mit meinen bescheidenen Möglichkeiten diese Vorarbeit von Hans Dieter Temp und Genival de Farias unterstützen und so gut es geht nachhaltig stärken.“
Dr. med. Michael Berndsen
Chefarzt der Abteilung für Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin
Dr. med Michael Berndsen ist seit September 2013 Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand und Mikrochirurgie des Immanuel Krankenhauses Berlin. Er führt die Facharztbezeichnung Orthopädie und Unfallchirurgie sowie die Zusatzbezeichnung Handchirurgie.
Seit Anfang 2013 verfolgt der Mediziner die Arbeit von STÄDTE OHNE HUNGER. „Der Ansatz der Organisation, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, überzeugt mich sehr: STÄDTE OHNE HUNGER befähigt Menschen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich längerfristig eine eigene berufliche Existenz aufzubauen“, sagt Berndsen. „Daraus erwächst eine gesellschaftliche Teilhabe, die sich wiederum auf die soziale Gesundheit der Projektbeteiligten auswirkt“, erklärt er.
„Weitere gesundheitliche Benefits bestehen unter anderem in der landwirtschaftlichen Arbeit als solcher und in der Verbesserung der Ernährungssituation von Erwachsenen und Kindern“, führt Berndsen aus.
„Zusammen mit meinem Netzwerk möchte ich STÄDTE OHNE HUNGER beraten und dazu beitragen, die wichtige Arbeit der Organisation in Fachkreisen bekannt zu machen“.
Tim Fabian Besser
Geschäftsführender Gesellschafter bei Besser Digital | Besser International sowie Vorstand der Novasurance SE
Tim Fabian Besser ist seit mehreren Jahren Unternehmer im Bereich digitaler Geschäftsmodelle und der Internationalisierung von Unternehmen. Er kommt ursprünglich aus der Nähe von Hannover und hat anschließend in Hamburg, Rio de Janeiro, Madrid, São Paulo und Berlin gelebt. Bevor er seine Firma Besser Digital | Besser International gründete, war er in verschiedenen internationalen Führungskräftepositionen bei einem großen Medienunternehmen tätig. Tim Fabian Besser ist Verlagskaufmann und hat Betriebswirtschaftslehre sowie Publizistik-/Kommunikationswissenschaft an der Freien Universität Berlin studiert.
Seine Leidenschaft für Brasilien hat er erstmalig im Alter von 14 Jahren entdeckt, als er sich in die brasilianische Musik, insbesondere die Bossa Nova, verliebte. Seitdem ließ ihn zunächst die Musik und später auch das Land nicht mehr los. Tim Fabian Besser singt als Hobby seit vielen Jahren Bossa Nova und die sogenannte “MPB“, die Música Popular Brasileira (brasilianische Pop-Musik), zusammen mit verschiedenen Musikern und Bands.
Während des Studiums legte er am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin die Grundlagen für seine heute muttersprachlichen Kenntnisse des brasilianischen Portugiesisch. Über mehrere Jahre hatte er mit seiner Firma ein Büro in São Paulo, von dem aus er europäische Unternehmen beim Markteintritt in Brasilien unterstützt hat sowie eigene unternehmerische Aktivitäten gestartet hat.
Tim Fabian Besser ist bei Rotary in Deutschland Vorsitzender des Länderausschusses Brasilien-Deutschland, welcher die Zusammenarbeit zwischen deutschen und brasilianischen Rotary-Clubs fördert. Dabei geht es insbesondere um die Unterstützung von sozialen Projekten in Brasilien bei Nutzung von rotarischen Netzwerken und Fördermitteln.
Die Arbeit von STÄDTE OHNE HUNGER kennt und schätzt Tim Fabian Besser bereits seit vielen Jahren. Insbesondere das Konzept, lokales Wirtschaftswachstum durch nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe zu fördern und damit die Eingliederung gesellschaftlicher Randgruppen voranzutreiben, hat ihn überzeugt.
Prof. Undine Giseke
Leiterin des Fachgebiets Landschaftsarchitektur.Freiraumplanung am Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung der Technischen Universität Berlin
1977-1984: Studium der Landschaftsplanung an der Technischen Universität Berlin
1987: Mitbegründerin des Büros Becker Giseke Mohren Richard – bgmr Landschaftsarchitekten, Berlin
seit 2003: Universitätsprofessorin an der Technischen Universität Berlin, Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, Leiterin des Fachgebiets Landschaftsarchitektur.Freiraumplanung
Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL)
Prof. Undine Giseke leitete von 2005 bis 2014 das internationale Forschungsprojekt „Urbane Landwirtschaft als integrierter Faktor der Stadtentwicklung, Casablanca“ (Urban Agriculture as an Integrative Factor of Climate-Optimised Urban Development, Casablanca (UAC)/Morocco) im Rahmen der deutschen Megacitiesforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
Das Projekt hat sich als ein transdisziplinäres Projekt verstanden und ein entsprechendes Forschungslayout und Methoden entwickelt. Innerhalb dieses Forschungskontextes hat sich das Themenfeld der Urbanen Landwirtschaft als integrierender Ansatz der Wissensproduktion in der Lehre und Forschung des Fachgebiets etabliert.
Über die Betreuung der Masterarbeit von Thiago Soares Barbizan 2010 und 2011 wurde Prof. Undine Giseke auf die Projekte von STÄDTE OHNE HUNGER aufmerksam. Eine Mitarbeit im wissenschaftlichen Beirat der Organisation sieht sie als persönliches und transdisziplinäres Anliegen.
„Es ist vor allem die Vielschichtigkeit der Projekte, verbunden mit der produktiven Aktivierung von Freiflächen auf unterschiedlichen Maßstabsebenen, die die Arbeit von STÄDTE OHNE HUNGER als Beispielprojekt urbaner Landwirtschaft so besonders macht“, erklärt Giseke.
Sie ist fasziniert vom persönlichen Engagement und dem Wirkungsfeld von Hans Dieter Temp, den sie im Sommer 2012 während seines Aufenthalts in Berlin kennengelernt hat.
Über eine Einladung zur International Conference on Urban Agriculture (ICUA) in Casablanca im Februar/März 2013 hat sich die Gelegenheit eröffnet, die Arbeit von STÄDTE OHNE HUNGER zu präsentieren und einen Austausch zu intensivieren.
„Über die von Hans Dieter Temp realisierten Projekte der Gemeinschaftsgärten, Schulgärten, Gewächshäuser und das Kleinbauernprojekt zeigt sich, wie urbane Nahrungssysteme in der Praxis funktionieren können. Dies erfolgt hierin über die Förderung von Austauschprozessen zwischen den Stoffkreisläufen, über die Stimulierung von sozialer Teilhabe und Inklusion, über die Vermittlung ökonomischer Strategien zur Einkommensgenerierung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte, über die Aktivierung von Brachflächen sowie über Armutsbekämpfung. Die Praxis von STÄDTE OHNE HUNGER repräsentiert sich so auch als Lernfeld für wissenschaftliche Konzeptualisierungen urbaner Landwirtschaft“, erklärt die Wissenschaftlerin.
Thomas Hock
Geschäftsführender Gesellschafter der My Virtual Family Office GmbH
Das Berufsleben begann für den in München geborenen Thomas Hock in der Finanzmetropole Frankfurt mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann. Im Anschluss absolvierte er ein Studium der Betriebswirtschaft in München, das durch Aufenthalte in London und New York City ergänzt und durch ein Traineeprogramm im Private Banking verfeinert wurde.
Früh erkannte Hock die Bedeutung der ganzheitlichen Vermögensbetreuung, weshalb er sich berufsbegleitend an der European Business School (ebs) in Oestrich-Winkel zum Finanzökonom ausbilden und als Certified Financial Planner® (CFP) bestätigen ließ. Nach Stationen im Konzern der Bayerischen Vereinsbank/HypoVereinsbank, bei Sal. Oppenheim und im Bankhaus M.M.Warburg & CO ist Thomas Hock seit 2017 geschäftsführender Gesellschafter der My Virtual Family Office GmbH.
Ehrenamtlich organisierte Hock unter anderem für die finanzebs, den Alumniverein der ebs, Informationsreisen für ganzheitlich denkende Private Banker, um die Investitionsstandorte deutscher Unternehmen, aber auch Investitionsräume deutscher Anleger kennen zu lernen.
In Vorbereitung einer Informationsreise nach São Paulo im Jahr 2013 stieß Hock auf STÄDTE OHNE HUNGER. Angetan vom Konzept der Organisation besuchte er daher mit der Gruppe von Finanzspezialisten zwei Gemeinschaftsgärten. Hock war von der Arbeit und der Einsatzfreude von Hans Dieter Temp beeindruckt. „Mit geringen Mitteln einen nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen zu erreichen, ist phantastisch“, erklärte er während des Besuchs.
„Man merkt sofort, dass sich die lokalen Produzenten durch ihre wertgeschätzte Arbeit als wichtige Stellgrößen wahrgenommen fühlen.
Aber auch die Kunden, die vor Ort erntefrische Lebensmittel für ihre Versorgung erwerben können, profitieren. Ein so nachhaltiges und vernünftiges Konzept ist dringend zu unterstützen“, führt Thomas Hock weiter aus.
Lea Kliem
Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Lea Kliem beschäftigt sich sowohl forschungspraktisch als auch ehrenamtlich mit der Entwicklung und Funktion nachhaltiger, lokaler Ernährungssysteme.
Nach ihrem Bachelorstudium in Sozialwissenschaften und Psychologie an der Jacobs University Bremen schloss Lea Kliem 2014 ihren Master in Nature, Society and Environmental Policy an der Universität Oxford ab. Anschließend sammelte sie umfangreiche Erfahrungen in der Beratung vor internationaler NGOs wie INTRAC (International NGO Training and Research Centre) in Oxford.
In der Forschung ist Lea Kliem aktuell als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) tätig. Im Rahmen ihrer laufenden Promotion untersucht sie den Beitrag gemeingutbasierter Saatgutsysteme an der sozial-ökologischen Transformation. Den Schwerpunkt ihrer Forschungstätigkeit bildet die praxisorientierte Nachhaltigkeitsforschung im Landwirtschafts- und Ernährungsbereich. Ihr Interesse gilt der kommunalen Ernährungspolitik, der regionalen Wertschöpfung und der Förderung von urbanen Gärten.
Ehrenamtlich engagiert sich Lea Kliem für den Aufbau lokaler Ernährungsinitiativen. In den vergangenen Jahren war sie für das Good Food Oxford Network (Oxford, England) und Sustain Ontario – The Alliance for Food and Farming (Toronto, Kanada) tätig und engagiert sich nun im Berliner Ernährungsrat. Dieser setzt sich für eine zukunftsfähige, regionale Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik in Berlin und im Berliner Umland ein.
Als Sprecherin des Ernährungsrat Berlin betont sie, dass zukunftsorientierte, nachhaltige Nahrungsproduktion in urbanen Räumen ganzheitliche Ansätze benötige, die ökologische und soziale Aspekte zusammendenken. „Die Arbeit von STÄDTE OHNE HUNGER in Brasilien bietet ein Beispiel dafür, wie Einkommenssicherung, lokale Wertschöpfung, Bildung und nachhaltige Lebensmittelproduktion sinnvoll miteinander verknüpft werden können, um Lebensqualität ressourcenschonend zu steigern“, erklärt sie.
Als Beiratsmitglied stärkt Lea Kliem den fachlichen Austausch mit Akteuren des Ernährungssystems und unterstützt den Förderverein insbesondere bei der Vernetzung in der Region Berlin/Brandenburg.