Vom Nordosten bis nach Südbrasilien: Eine Erfolgsgeschichte
Der Weg eines Ehepaares, das es mit großem Engagement geschafft hat, sich durch Landwirtschaft aus der Armut zu befreien und inzwischen ein eigenes Stück Land in Südbrasilien bewirtschaftet.
In Deutschland ist der Nordosten Brasiliens für seine traumhaften Strände bekannt. In Brasilien steht diese Region des Landes für große Armut, auch wenn sich die Situation in den vergangenen Jahren durch unterschiedliche Programme etwas entspannt hat. Langgetreckte weiße Sandstrände stehen einer großen Trockenheit gegenüber, die die Menschen nur wenige Kilometer landeinwärts häufig verzweifeln lässt.
Als Francisco de Assis Neto in den 1960er- und 1970er-Jahren in Pernambuco aufwuchs, versprach der Bundessstaat keine gute Zukunft. Und so machte er sich im Alter von 20 Jahren in den Süden des Landes auf, um – wie viele andere Nordestinos – sein Glück in São Paulo zu suchen.
Chico, so wird der Name Francisco in Brasilien häufig verkürzt, schlug sich auf kleinen Bauernhöfen und auf Straßenmärkten durch. Den Kontakt zur Landwirtschaft hielt er, ob als Verkäufer oder später als Produzent von Setzlingen. So wie Tausende andere, die aus dem Nordosten des Landes nach São Paulo emigriert waren, lernte auch Chico schnell, dass nur derjenige, der hart arbeitet, in der Megastadt etwas erreichen kann.
Neide lernte er auf einem kleinen Hof, auf dem er sich als Aushilfskraft verdingte, kennen. Wie vielen dieser kleinen Höfe in der Peripherie São Paulos fehlte es auch diesem an Papieren, die den Landbesitz eindeutig beweisen. Die Erde war fruchtbar, doch die Ungewissheit schwebte wie ein Damoklesschwert über den Köpfen des Paares. Zweimal kamen die städtischen Behörden und rissen ihr einfaches Haus ab. Francisco und Neide, mittlerweile Eltern von zwei Kindern, ließen sich nicht entmutigen und begannen immer wieder von vorn, bauten Salat und Gemüse an und verkauften ihre Erzeugnisse auf Wochenmärkten.
Aus einfachsten Materialien baute Francisco außerdem ein Gewächshaus, im dem er eigene Setzlinge produzierte. Diese Setzlinge waren es, die Hans Dieter Temp, den Gründer von STÄDTE OHNE HUNGER, 2005 dazu veranlassten, Francisco auf seinem Hof zu besuchen, denn Temp war auf der Suche nach guten Setzlingen für die Gemeinschaftsgärten, die er mit seiner gerade gegründeten NGO in São Paulos Ostzone anlegte.
Von der Qualität der Pflanzen war Temp so überzeugt, dass er Francisco de Assis Neto eine Arbeitsstelle bei STÄDTE OHNE HUNGER anbot. Dieser dankte ihm mit großer Loyalität und hohem Engagement. Mehr als zehn Gärten legten die beiden Landwirte bis in das Jahr 2009 gemeinsam an.
Schon immer hatte Francisco den Traum gehegt, irgendwann ein eigenes Stück Land zu besitzen. Neben seiner Arbeit für STÄDTE OHNE HUNGER baute er auf dem Hof seiner Frau Neide weiterhin Salat an und errichtete dort drei Gewächshäuser aus alternativen Materialien. So sparte er mit harter Arbeit über die Jahre umgerechnet über 12.000 Euro an.
Während einer gemeinsamen Reise in Hans Dieter Temps Heimatstadt Agudo in Rio Grande do Sul, dem südlichsten Bundesstaat Brasiliens, kam Francisco und Neide schließlich die Idee, dort ein Stück Land zu kaufen. Diese Gegend, die von Reis- und Tabakanbau geprägt und durch ein gemäßigtes Klima mit heißen Sommern und kühleren Wintern gekennzeichnet ist, schien dem Ehepaar für ihr eigene Landwirtschaft bestens geeignet zu sein.
Im Jahr 2010 war der richtige Zeitpunkt gekommen: Das Ehepaar kaufte ein knapp drei Hektar großes Stück Land. Heute produzieren Chico und Neide dort Salat, Gemüse und Früchte – auf biologischer Basis und ohne Einsatz von Chemie.
Über die Spenden, die STÄDTE OHNE HUNGER für das Projekt Kleinbauern im ländlichen Raum erhält, hat Chico inzwischen vier Gewächshäuser aus alternativen Materialien aufgebaut. Darin kann er auch in den teils sehr kühlen Wintern in hoher Qualität produzieren.
Mit Fleiß und Hingabe ist es Chico und Neide gelungen, ihren Traum vom eigenen Stück Land zu verwirklichen und mit ökologischer Landwirtschaft gute Erträge zu erzielen.
Unterstützen Sie Francisco und Neide dabei, ihren Bio-Bauernhof in Rio Grande do Sul weiterzuentwickeln und ein Beispiel für die ökologische Landwirtschaft in Südbrasilien zu werden.